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- Sternstunde der Orgelmusik in der Pauluskirche (in Geman)

Südwest Presse, 7. September 2015 Von Christa Kanand


"Meine Orgel, sie ist ein Orchester", soll der Komponist César Franck einmal gesagt haben. Stephen Tharp aber bestätigte diese Aussage überaus fesselnd mit einem "Symphonischen Feuerwerk". Der Weltklasse-Organist spielte Bearbeitungen sinfonischer Werke, darunter Sergej Rachmaninows spätromantisches "Étude-Tableaux" op. 39,9, zur Eröffnung der Orgelfestwochen in der Pauluskirche: grandios! Der exzellente Ruf der vor zwei Jahren runderneuerten Link-Orgel lockte Tharp erstmals nach Ulm. Wobei der New Yorker nicht nur seine Klasse als Organist und Komponist demonstrierte, sondern auch die besondere Eignung der spätromantischen Orgel der Pauluskirche für das sinfonische Repertoire: 4000 Pfeifen, 80 Register, vier Manuale, da lässt es sich mit einem ganzen Orchester aufnehmen. Hauchzart, aus mystischen Bass-Tiefen stieg Franz Liszts "Orpheus"-Tondichtung in der virtuosen Orgelfassung Jean Guillous auf. Wirkungssichere Werke, blendende Interpretation, raffinierte Registrierung und Tharps hochvirtuoses Können hielten die zahlreichen Zuhörer in Atem - teils beglückt, teils benommen. Kontrastreich faszinierten Schumanns "Sinfonische Etüden" op. 13 als 20-minütiger Koloss aus kantabler Melodik, perlenden Spielfiguren, Klangwogen und Silberkaskaden bis zum übermütigem Rondo-Kehraus. Ungeahnte Klangfarben verstand der 45-Jährige auch mit seiner Kathedralsmusik "Easter Fanfares" zu zaubern: Osterhymnus-Zitate im Bass-Pedal, clusterhafter Akkordik, Wahnsinnsläufe und Pfeifendonner. Ein Rausch. Standing Ovations. Tharp dankte mit Boëllmanns "Elevation" und ganz spontan mit der Bravour-Toccata aus Widors 5. Orgelsinfonie - auswendig, voller Temperament und Herzblut. Das war die Krönung einer Orgel-Sternstunde.

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