Münchner Orgelherbst mit Wagner, Gounod, Liszt Müncher Merkur, 13.10.2014 von Markus Thiel Dort, wo das Ewige Licht flackert, wo die Märtyrer ernst und die Engelein etwas entspannter schauen, haben diese falschen Heiligen, so meint man, wenig zu suchen. Wagner, Gounod und Liszt auf der Kirchenorgel, das ist nicht nur Pfeifengebraus und Experiment, das hat auch einen Hauch von Frivolität – und trotzdem Platz bei einem Festival wie dem Münchner Orgelherbst. Mit Bach wurde das Glaubenspensum im diesjährigen Durchgang ja schon zweimal erfüllt, jetzt galt’s in St. Michael dem Rausch. Wobei Stephen Tharp, Organist aus New York, völlig uneitel ans Werk geht. Gerade auf der Leinwand im Kirchenschiff war zu verfolgen, mit welcher Selbstverständlichkeit der Amerikaner dem Instrument immer neue Farben entlockte und wie abgeklärt er Virtuoses absolvierte. [....] die Fassungen von Dukas’ „Zauberlehrling“, Brahms’ A-Dur-Intermezzo und Gounods „Trauermarsch für eine Marionette“ brachten tatsächlich neue klangliche Aspekte, gerade dank der fantasievollen Registrierung. Am stärksten „Temora“ von Jean Guillou, bei dem Tharp der Michaelsorgel Neontöne und Skurriles bis zu einer Art analogem Synthesizer entlockte. Grandios gesteigert der „Totentanz“ von Liszt. Der Beginn von Händels „Feuerwerksmusik“ wirkte wie aus den Fingern geschüttelt. Das hätte gern noch mal 60 Minuten so weitergehen können.
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